Unser Darm Heimat der Mikroben

Unser Darm Heimat der Mikroben

In unserem Darm befinden sich etwa 100 Billionen Bakterien (Mikroben). Die meisten davon leben im Dickdarm. Menschengruppen, die eine ähnliche Lebens- und Ernährungsweise haben wie unsere Vorfahren besitzen etwa ein Drittel mehr verschiedene Bakterienarten in ihrem Darm als ein durchschnittlicher Europäer. In der Darmflora von Japanern finden sich Bakterien, die Enzyme produzieren, die bei der Verdauung von Algen helfen. Unsere Darmflora ändert sich also durch die Umgebung, in der wir leben und durch die Nahrung, die wir zu uns nehmen.

Wie entsteht unsere Darmflora?

Die Darmflora eines jeden Menschen ist einzigartig! Im Mutterleib haben sich noch keine Bakterien in unserem Darm angesiedelt. Erst durch die Geburt kommt das Neugeborene mit den ersten Bakterien in Kontakt. Bei einer natürlichen Geburt sind das die Bakterien der Mutter, die das Baby über den Weg durch den Geburtskanal aufnimmt. Bei einer Kaiserschnittgeburt hingegen nimmt das Baby hauptsächlich Bakterien auf, die auf der Haut leben. Zum einen von der Mutter, zum anderen aber auch vom medizinischen Personal. Unsere ersten Darmbewohner benötigen Sauerstoff um zu existieren und haben die Aufgabe unseren Darm auf die Bakterien vorzubereiten, die sich dann dauerhaft darin ansiedeln. Diese

können ohne Sauerstoff überleben. Durch die Muttermilch nimmt das Baby weitere Bakterien auf. Die Zusammensetzung der Muttermilch ändert sich dabei ständig und ist optimal an die kindliche Entwicklung angepasst. Die Bakterien in unserem Darm ernähren sich über Nährstoffe aus unserem Speisebrei. Aber nicht alle Bakterien benötigen die gleichen Nährstoffe. Einige Bakterien ernähren sich zum Beispiel von Kohlenhydraten andere hingegen von Fett. Konsumieren wir jetzt besonders viel Kohlenhydrate aber wenig Fett, werden sich die Bakterien die Kohlenhydrate benötigen stark vermehren, während die Bakterien die Fett benötigen verdrängt werden. Bekommen Bakterien nicht genügend Nährstoffe über

unsere Nahrungsmittel knabbern sie unsere Darmschleimhaut an um sich zu ernähren. Bekommen Sie keine Nahrung können Sie auch komplett verschwinden.

Wer bestimmt eigentlich was Sie essen?

Sie denken, dass Sie derjenige sind der bestimmt was auf Ihrem Speisezettel steht? Sind Sie sicher? Der Darm ist durch unser Nerven- und Hormonsystem direkt mit unserem Gehirn verbunden. Man nennt diese Verbindung Darm-Hirn-Achse. So reguliert das vegetative Nervensystem über diese Verbindung, mit welcher Geschwindigkeit das Essen durch den Darm transportiert wird und die Produktion von Magensäure oder die Schleimhautabsonderung unserer Darmschleimhaut. Unser Gehirn nimmt so auch Einfluss auf die Bakterien, die in unserem Darm leben. Funktioniert das Ganze nun aber auch in die andere Richtung? Schicken die Darmbakterien auch Signale an unser Gehirn? Die Erforschung der Wirkung unserer Darmflora auf unsere Gesundheit hat quasi gerade erst begonnen. Aber die Erkenntnisse sind erstaunlich! So fanden Forscher unter anderem heraus, dass unsere Darmbakterien in der Lage sind Einfluss auf unsere Ernährungsgewohnheiten zu nehmen. So scheinen die Bakterien Essgelüste auszulösen, um die Nährstoffe zu erhalten, die sie für ihr Wachstum benötigen. Als Dank sorgen sie anschließend dafür, dass unser Körper das Glückshormon Dopamin ausschüttet.

Hat die Zusammensetzung der Darmflora Einfluss auf Krankheiten?

So nehmen neurologische Erkrankungen und sogar Depressionen ihren Anfang vermutlich in unserem Darm. Menschen die an neurologischen Erkrankungen, Depressionen, Rheuma oder Allergien leiden haben

eine andere Zusammensetzung der Darmflora als gesunde Menschen. Schlanke Menschen weisen eine andere Darmflora auf als übergewichtige Menschen. In Versuchen mit Labormäusen wurden schlanken Mäusen Bakterien von dicken Mäusen übertragen und umgekehrt. Die schlanken Mäuse nahmen zu und die dicken Mäuse nahmen ab. Ebenso wurden Versuche mit ängstlichen, nervösen Mäusen und geselligen

und mutigen Mäusen durchgeführt. Dazu wurden die Mäuse der jeweiligen Gruppe auf eine erhöhte Plattform gesetzt und die Zeit gestoppt bis sie herunter sprangen. Die mutigen Mäuse hüpften in wenigen Sekunden von der Plattform. Die ängstlichen brauchten durchschnittlich viereinhalb Minuten. Dann wurden den Mäusen die Bakterien der anderen Gruppe verabreicht. Danach brauchten die mutigen Mäuse länger um zu springen und die langsamen wurden schneller. Eine gesunde Darmflora mit vielen verschiedenen Bakterien verhindert aber auch, dass sich krankmachende Bakterien, Keime und Pilze ansiedeln können.

Was hält die Darmflora gesund?

Zucker vor allem künstlich zugesetzter Fruchtzucker nimmt Einfluss auf unsere Darmflora und sorgt für eine ungünstige Verschiebung der Bakterienkulturen. Frisches Obst, Gemüse und Vollkornprodukte dienen dagegen den nützlichen Bakterien als Nahrung. Antibiotika und übertriebene Hygiene zerstören unsere Darmflora! Antibiotika sollte wirklich nur dann angewendet werden, wenn es wirklich notwendig ist. Denken Sie nach einer Antibiotikatherapie unbedingt an den Aufbau Ihrer Darmflora. Dabei helfen Ihnen

Probiotika und Präbiotika. Probiotika sind verzehrbare Bakterien, die einen gesundheitlichen Nutzen haben. Dies sind Milchsäureproduzierende Bakterien die zum Beispiel in Joghurt vorkommen. Aber sie sind nicht nur in Joghurt, sondern auch in bestimmten Käsesorten, Sauerrahm, Sauerrahmbutter, Buttermilch, Schmand und in fermentierten Nahrungsmitteln wie frischem Sauerkraut und milchsauer eingelegtem Gemüse wie Gurken (nicht in Dosensauerkraut und in Essig eingelegten Gurken) enthalten. Im Gegensatz zu den Bakterien die dauerhaft in unserem Darm leben, halten sich probiotische Bakterien nur vorübergehend in unserem Darm auf. Es gibt Hinweise darauf, dass sie dabei helfen Infektionen abzuwehren und sich vorteilhaft auf unser Wohlbefinden auswirken. Präbiotika dagegen sind die Ballaststoffe die den guten Bakterien als Nahrung dienen. Empfohlen wird eine Ballaststoffaufnahme von 30 g pro Tag. Durchschnittlich nimmt ein Europäer jedoch nur etwa 20 g Ballaststoffe pro Tag zu sich. Die WHO empfiehlt außerdem den Konsum von künstlich zugesetztem Zucker auf 25 g pro Tag zu beschränken. Zucker der natürlicherweise in Obst, Gemüse und Milch vorkommt wird nicht mit einberechnet. Tatsächlich essen wir aber täglich Mengen von bis zu 100 g Zucker pro Tag. 25 g Zucker entsprechen ungefähr 5 Teelöffeln oder 8 Stück Würfelzucker.

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