Faszination Faszien? Nur ein Hype oder wirklich faszinierend? In den letzten Jahren bekamen die Faszien viel Aufmerksamkeit. Lange wurden sie in der Forschung nicht beachtet. Ihre Bedeutung unterschätzt. Doch was macht sie so besonders?
Was sind Faszien?
Eigentlich sind uns die Faszien schon lange bekannt und zwar als unser Bindegewebe. Doch welche Funktion Faszien für unseren Körper haben war nicht bekannt. Man sah das Bindegewebe nur als unschöne Hülle an, die unseren Muskeln und Organen Stabilität verleiht und sie am Zerfließen hindert. Wie wichtig Faszien tatsächlich sind fand erst in den letzten Jahren Beachtung.
Faszien ziehen sich wie ein Gitternetz durch unseren Körper
Die Faszien, also unser Bindegewebe ziehen sich wie ein Gitternetz durch unseren ganzen Körper. Jede Zelle wird von faszialem Gewebe umhüllt. Bei der Zellteilung stülpt sie sich ein. Fasziengewebe ist nun auch zwischen den Zellen. Aus den Zellen bilden sich Organe, Nerven, Muskeln, Sehnen und Knochen. Somit sind alle unsere Organe, Nerven, Muskeln und Knochen von Faszien durchzogen und durch sie miteinander verbunden. Dies lässt sich am Besten an unseren Muskeln verdeutlichen.
Die Muskelzellen bilden die Muskelfasern, die wiederum von der Faszie eingehüllt sind. Muskelfasern bilden Muskelfaserbündel, die von faszialem Gewebe umgeben sind. Diese bilden schließlich den ganzen Muskel. Die Faszie umhüllt den Muskel und bildet die Sehne mit der dieser am Knochen befestigt ist. Dessen Knochenhaut besteht, wen wundert es, aus faszialem Gewebe.
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Wozu braucht man Faszien?
Faszien halten in unserem Körper alles am richtigen Platz. Sie sind an jeder Muskelbewegung beteiligt. Sie erzeugen und speichern Energie. Diese können sie in Form von Kraft und Schnelligkeit weitergeben. Sie sind an unserer Körperwahrnehmung beteiligt und Teil des Stoffwechsels. Sie umhüllen die Muskel- und Sehnenspindeln, die unsere Muskelspannung und Gelenkposition wahrnehmen.
Zudem laufen bei geschmeidigem, gut aufgebautem, wasserhaltigem Fasziengewebe Reparaturen und Regeneration besser ab und das Immunsystem wird verbessert.
Im Fasziengewebe laufen Blut-, Lymph- und Nervenfasern zusammen. Der Austausch von Nährstoffen und der Abtransport von Abfallprodukten läuft also im Fasziengewebe ab. Das Fasziengewebe ist eng mit dem vegetativen Nervensystem verbunden. Sind die Faszien "gesund" wirkt sich das positiv auf unser Nervenkostüm aus. Haben die Nervenfasern aufgrund von Verklebungen im Fasziengewebe zu wenig Platz, kann das zu Schmerzen führen.
Reizweiterleitung der Nervenfasern
Viele Nervenfasern enden im Fasziengewebe. Wenn das Fasziengewebe verklebt ist können Reize weniger gut weitergeleitet werden und es entstehen Schmerzen.
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Wie sind Faszien aufgebaut?
Ähnlich einem dreidimensionalen, feuchten Spinnennetz, zieht sich fasziales Gewebe durch unseren ganzen Körper.
Dabei weist es im Idealzustand einen gitterartigen, geordneten Faserverlauf auf. Dies erlaubt eine starke Dehnung in alle Richtungen. Faszientraining trägt dazu bei, diesen optimalen Zustand wieder herzustellen.
Die drei Schichten unserer Faszien
Es gibt die oberflächliche Faszienschicht, die wie ein Taucheranzug unseren ganzen Körper umhüllt und direkt unter der Haut mit dem Unterhautfettgewebe verbunden ist.
Es folgt die tiefe Faszienschicht, in der Rezeptoren zur Körperwahrnehmung sitzen. In dieser Schicht liegen unsere Muskeln. Zwischen den beiden Faszienschichten befindet sich Flüssigkeit, damit die Gewebeschichten nicht aneinander reiben.
Im Viszeralen Faszien System befinden sich unsere Organe. Man geht heute davon aus, dass der Körper durch das Fasziengewebe eine dreidimensionale Aufspannung erhält.
Tensegrity Modell
In der Vergangenheit betrachtete man das Skelett als Träger des menschlichen Körpers. Es war sozusagen die Basis um die herum sich der Rest aufbaute. Mit zunehmendem Wissen über unsere Faszien und deren Struktur, änderte sich diese Denkweise radikal. Der Knochen ist keine Stütze mehr, sondern ein Abstandshalter. Zur Visualisierung dieser Hypothese wird das Tensegrity-Modell von Richard Buckminster-Fuller verwendet. Der Architekt entwickelte das Tensegrity-Modell, welches die dreidimensionale Aufspannung symbolisiert.
Dieses Modell veranschaulicht, wie alle Ebenen des Körpers miteinander interagieren. Feste Elemente werden durch Zugspannung gehalten ohne sich zu berühren. Das fasziale Netzwerk verbindet sich mit Muskeln, Knochen und Gelenken zu einem flexiblen, beweglichen Team. Jede Beeinflussung wirkt sich auf das gesamte Spannungsgeflecht aus, denn es gibt keine Körperstruktur, die nicht mit dem Fasziengewebe in Kontakt steht.
Muskel-Faszien-Ketten
Unser ganzer Körper ist durch verschiedene Muskel-Faszien-Ketten miteinander verbunden. Diese Myofaszialen Zuglinien veranschaulichen, dass Muskeln über die Faszien zu ganzen Leitbahnen miteinander verknüpft sind. So kann erklärt werden, weshalb Schmerz weit entfernt von der eigentlichen Ursache entstehen kann. Gleichzeitig weiß man, dass es sinnvoll ist den Muskel und das Muskeltraining nicht mehr nur isoliert zu betrachten. Ein gutes Training beachtet die Muskelketten und fokussiert sich nicht nur auf den Muskelaufbau, sondern auch auf die Funktionalität.
Wie sieht ein gutes Faszientraining aus?
Faszientraining kann ganz einfach ins Training mit eingebunden werden. Man kann Übungen für die Faszien ins Aufwärmen und Stretching mit einfließen lassen. Vieles was für die Faszien gut ist, haben wir sowieso schon unbewusst ins Training einbezogen. Nun wissen wir wieso es auf die Faszien wirkt und manche Übungen wurden angepasst um die Faszien noch besser anzusprechen. Faszien profitieren von Gleichgewichtsübungen und um Verklebungen zu lösen kann man die Faszien mit der Faszienrolle bearbeiten.
Faszientraining hilft Rückenschmerzen vorzubeugen
Bei Rückenschmerzen sollte man immer an die Faszien denken und sich überlegen, wie man ein sinnvolles Training der Faszien in den Alltag einbauen kann. Faszien und ihre Strukturen helfen uns dabei unseren Körper ganzheitlicher zu betrachten. Unsere Muskeln, Sehnen, Bänder, Organe und Nerven hängen zusammen und was wir in einem Bereich tun, hat Auswirkungen auf unseren gesamten Körper.
Sie möchten mehr darüber wissen wie Sie Ihre Faszien trainieren können? Dann lesen sie meine https://www.ihr-bewegungscoach.de/7-tipps-für-geschmeidige-faszien/https://www.ihr-bewegungscoach.de/7-tipps-für-geschmeidige-faszien/https://www.ihr-bewegungscoach.de/7-tipps-für-geschmeidige-faszien/
Was den Faszien sonst noch gut tut
Ein gesunder aktiver Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung tut auch den Faszien gut. Sie mögen Bewegung an der frischen Luft, wo wir Vitamin-D und Sauerstoff tanken können. Genug Wasser damit sie gleitfähig bleiben und den Stoffwechsel unterstützen können. Hochwertiges Eiweiß da Faszien neben Wasser aus Kollagen und Elastin bestehen. Viel Obst und Gemüse wegen der Vitamine, Mineralstoffe und Sekundären Pflanzenstoffe.
Faszien und eine latente Azidose
Unser Körper scheidet über unsere Nieren Säuren aus, die wir täglich über die Nahrung zu uns nehmen. Die beiden schwefelhaltigen Aminosäuren Cystein und Methionin werden von unserem Organismus sauer verstoffwechselt. Bei unserer typischen Ernährungsweise entsteht dabei ein Säureüberschuss von 50-100 mmol pro Tag. Dieser kann über die Nieren allein nicht bewältigt werden. Unser Blut braucht einen relativ konstanten PH-Wert von etwa 7,4. Daher besitzt unser Körper Blutpuffersysteme. Dazu gehören die Nieren, unsere Lungen aber auch unsere Knochen und unser Gewebe. Die Knochen bieten dabei einen Vorrat an Basen, die bei Bedarf aus dem Knochen gelöst werden können. Das ist zum Beispiel bei Osteoporose der Fall.
Die Extrazelluläre Matrix
Unser Gewebe ist der Speicherort für Wasser. Daher kann es passieren, dass Säuren in die Extrazelluläre Matrix verschoben werden. Die Extrazelluläre Matrix ist das Gewebe, welches sich zwischen unseren Zellen befindet. Vor allem unser Bindegewebe gehört zu dieser Extrazellulären Matrix. Die Wasserbindungsfähigkeit in unserem Bindegewebe sorgt für eine normale Elastizität unserer Faszien. Sind nun aber zu viele Säuren in unserer Extrazellulären Matrix sinkt die Wasserbindungsfähigkeit. Die Elastizität nimmt ab und es kommt zu einer Strukturstarre. Unsere Knorpel, Sehnen und Bänder funktionieren nicht mehr richtig und auch Schmerzen können so entstehen. Eine Ernährung die uns genügend Basen liefert, neutralisiert die überschüssigen Säuren. Daher ist es so wichtig genügend Gemüse und Obst zu essen.
Was die traditionelle chinesische Medizin schon lange wusste
Die Hauptmeridiane laufen fast identisch zu den Muskel-Faszien-Ketten. Die meisten Akkupunkturpunkte liegen auf Faszien-Kreuzungen. So nennt man die Durchtrittsstellen von Vene, Arterie und Nerv. Beim Setzen von Akkupunkturnadeln wird das Fasziengewebe regelrecht um die Nadel gewickelt. Gut durchblutetes, entspanntes Fasziengewebe übt weniger Druck auf die Nervenenden aus und verursacht so weniger Schmerzen. Qi Gong ist ein ideales Faszientraining.
Und was hat das Känguru mit Faszien zu tun?
Das liegt an der Art wie das Känguru springt. Man bezeichnet das auch als Katapulteffekt. Die Kraft und Energie für den Sprung bezieht das Känguru aus der Faszie. Vergleichbar mit unserer Achillessehne. Die Energie wird in der Sehne gespeichert und dann ähnlich wie bei einem Katapult schlagartig freigesetzt.
Wir können das zum Beispiel beim Weit- oder Hochsprung beobachten. Der letzte Schritt vor dem Sprung lässt die Sehne anspannen, die dabei gespeicherte Energie entlädt sich dann beim Sprung.
Also ich finde das Thema Faszien auf jeden Fall faszinierend. Wie geht es euch so? Ihr könnt mir gerne eure Gedanken dazu schreiben.
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Faszien Hamburg (Montag, 03 Juli 2017 21:59)
Nach dem diesjährigen Faszien Kongress in Ulm, bin ich wegen der Forschungsergebnisse von Dr. Robert Schleip noch mehr von der myofaszialen Therapie überzeugt. Als Physiotherapeutin konzentriere mich in Hamburg voll auf die Faszien und auf die, durch den Alltag hervorgerufenen Verkürzungen. Darum ist auch das beschriebene Faszientraining als konsequente Verantwortung für jedermann elementar �
Toller Artikel ������